Ganz Deutschland fiebert ihr entgegen. So langsam befasst sich jeder zweite Werbespot mit dem gleichen Thema, alles wird rund, Konferenzen dauern 90 Minuten und der Tag ist erst zu Ende, wenn man sich schlafen legt. Trotzdem ist die Fußball-WM irgendwie doch noch ganz weit weg. Nicht so für Jan Fritsche (SZ-Jahrgang 99).
Seit gut 11 Monaten arbeitet der Calbecht-Schützling bereits im WM-Organisationskomitee und ist hautnah dabei, wenn eine ganze Nation im kommenden Jahr „Freunde empfängt“. SPO-MAN.net hat mit unserer aktuellen „Lichtgestalt“ gesprochen…
Jan, du hast derzeit sicher einen der spannendsten Jobs aller SZ-Sportmanager. Was genau sind deine Aufgaben im WM-OK?
Ich arbeite in der Abteilung Sicherheit und bin dort für den Bereich der Mannschaftsquartiere, Trainingsstätten, Spielorthotels und FIFA Hotels verantwortlich. Das beinhaltet Aufgaben wie beispielsweise Vorortbegehungen aller Objekte, Auswahl und Vertragsverhandlungen mit den Sicherheitsdienstleistern, Budgeterstellung für diesen Bereich bei WM und Confed-Cup, Ansprechpartner für die Team Security Liasion Officer und natürlich diverse Meetings und Absprachen mit Polizei, BMI und FIFA.
Darüber hinaus bin ich noch Projektleiter Sicherheit für die Endrundenauslosung in Leipzig, wo es zurzeit viel zu tun gibt.
Aber es war kein einfacher Weg, du gehörst ja nicht zu denen, die sich direkt nach ihrer Diplomarbeit über einen festen Arbeitsplatz freuen konnten. Wie ist es dir in dieser Zeit ergangen?
Diese Zeit war natürlich nicht besonders schön. Man geht von der FH ab, hat vielleicht noch einen ganz guten Abschluss in der Tasche und denkt das mit dem Job ist jetzt auch kein Problem. Aber wenn man dann Bewerbung um Bewerbung schreibt und nix klappt ist das doch irgendwann ganz schön deprimierend.
Wie bist du überhaupt an den Job gekommen, der einzige Bewerber warst du sicherlich nicht?
Nein, natürlich nicht. Nachdem ich meine Diplomarbeit bei Hertha BSC über das Thema Stadionsicherheit geschrieben habe, habe ich mich beim OK speziell im Bereich Sicherheit beworben. Zu einem Vorstellungsgespräch ist es dann erst ein halbes Jahr später gekommen, wo mir im Nachhinein mitgeteilt wurde, dass es noch fünf weitere Bewerber gibt, aus denen dann derjenige welcher noch einmal zu einem Gespräch mit dem 1.Vizepräsidenten Horst R. Schmidt eingeladen wird und das war dann zum Glück ich.
Bist du mit deinem Job zufrieden, was gefällt dir besonders, was stört dich?
Eigentlich stört mich nix. Ich habe viel Verantwortung, lerne viele interessante Menschen kennen, bin teilweise wie beim Confed-Cup in den Stadien und Hotels unterwegs und natürlich überall hautnah dabei.
Inwieweit hat dich dein Studium in Salzgitter auf deine jetzige Tätigkeit vorbereitet und was hast du im Nachhinein an Studieninhalten vermisst?
Man hat in jedem Fall sowohl im wirtschaftlichen wie auch im sportlichen Bereich eine Basis geschaffen auf der man in den verschiedensten Tätigkeitsfeldern aufbauen kann. Wenn man dann schon früh weiß wohin es gehen soll und dementsprechend seine Praktika ausrichtet ist das eine sehr gute Ausgangslage.
Vielleicht sollte man noch mehr Wert auf das klassische Marketing und seine theoretischen Grundlagen legen, die in vielen Bereichen zur Anwendung kommen.
Was waren deine Lieblingsveranstaltungen während des Studiums?
Sportsponsoring, die praxisorientierten Vorlesungen bei Professor Müller und natürlich die Wohnheimpartys ;-)
Abgesehen von Studium und dem ausgezeichneten Essen im Casino, was hat dir deine Zeit in Calbecht gebracht?
Ich glaube sehr viel, ich hab mich auf jeden Fall weiter entwickelt und habe durch das Studium viele Dinge erlebt und gesehen, die in Berlin in dieser Form vielleicht nie passiert wären. Außerdem hatte ich das Glück in einem Super-Semester viele nette Leute kennen zu lernen mit denen ich heute noch befreundet bin.
Magst du der geneigten Leserschaft noch ein spezielles Highlight erzählen?
Meinst Du Salzgitter oder Arbeit? Na ja ich geb mal 2 Antworten:
Wie schon erwähnt die Wohnheimpartys obwohl natürlich auch der Tanz in den 1. Mai in Schierke ein ganz großes Erlebnis war ;-) Vorlesungstechnisch gesehen natürlich Mathe mit dem nie aus der Ruhe kommenden Herrn Böttcher – nach wie vor die schönste 3 in meinem Leben ;-)
In Sachen Arbeit gab es auch schon so einige, aber ein Highlight war bestimmt als ich vor einem Confed-Cup Spiel in Köln mitten auf dem Platz den Kaiser Franz getroffen und wir uns kurz unterhalten haben.
Weißt du schon, wie es bei dir nach der WM weitergeht?
Nein, leider noch nicht aber ich hoffe mal das sich bis dahin was ergibt….
…und wenn du es dir aussuchen könntest?
WM 2010 in Südafrika würde mich schon reizen…
Was hast du für Tipps, wenn es bei den aktuellen Calbecht-Studenten um die Karriereplanung geht?
Ich würde sagen man sollte in jedem Fall sorgfältig seine Pratika auswählen, um zu sehen, wo es mit einem hingehen könnte. Speziell das 2. Praxissemester ist wichtig, da viele den Einstieg in das Berufsleben über diesen Weg geschafft haben
Berlin, Gebhardshagen oder Frankfurt – wo lebt es sich am besten?
Eindeutig Berlin! …obwohl ich mich nach Salzgitter mit vielem anfreunden kann ;-)
Was hältst Du von SPO-MAN.net?
SPO-MAN ist eine gute Idee von der im besten Fall jeder profitieren kann. Wichtig ist dabei natürlich das Engagement jedes einzelnen.
Welche Vorteile erhoffst Du Dir dadurch?
Kontakte Kontakte Kontakte. Zum einen zu den Leuten, mit denen ich jetzt nicht mehr regelmäßig maile oder telefoniere und zum anderen auch zu anderen SZ-Sportmanagern. Die Gemeinsamkeit Studium in Calbecht ist da nicht zu unterschätzen und macht den Anfang sicherlich leichter…
Welche Aspekte gehören für Dich in ein funktionierendes und konstruktives Netzwerk?
Wie schon geschrieben ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass sich jeder einbringt.
Können wir auf Deinen Beitrag zählen?
Auf jeden Fall…
Jan, besten Dank!